Alle zwei Jahre unternimmt die Kreis-FU Böblingen einen mehrtägigen Ausflug. Die diesjährige Reise ging auf die Alb ins Gestüt Marbach, Kloster Untermarchtal und nach Ulm.
Im Gestüt Marbach hatten wir eine sehr interessante Führung durch eine junge Frau, die im Moment im Zuge ihres Studiums in Marbach arbeitet. Das Gestüt liegt in einer wunderschönen Landschaft mit alten schlossähnlichen Gebäuden, die teilweise renoviert werden müssten. Die Renovierung gestaltet sich jedoch schwierig wegen Einwendungen des Denkmalschutzamtes.
Es stehen ca. 600 Pferde in Marbach, die von vielen der insgesamt 84 Mitarbeiter versorgt und gepflegt werden. Wir erfuhren die Unterschiede von Kalt-, Warm- und Heissblütern. Die in Marbach auf die Welt kommenden Fohlen bleiben ca. 6 Monate bei den Stuten und kommen anschließend in eine Art „Kindergarten“, wo sie dann für 3 Jahre bleiben.
Bei strahlendem Sonnenschein Weiterfahrt ins Kloster Untermarchtal durch die wunderschöne Alb-Landschaft mit mäandernden Flüsschen.Von den Schwestern wurden wir liebevoll empfangen. Sie stehen mitten im Leben und sind offen für die Not des Lebens. Die Schwestern haben sich der Armut verpflichtet. Alles was sie verdienen, fließt an das Kloster. Als Taschengeld bekommen sie 30 € im Jahr d.h. 2,50 € auf den Monat. Im Stuttgarter Marienhospital pflegen im Moment 35 Schwestern aus diesem Orden die Kranken, es waren in den vergangenen Jahrzehnten 65 Schwestern. Der Schwesternmangel zeigt sich auch im Kloster. Allerdings erneuern die Schwestern ihr Gelübde jedes Jahr neu und es kommt auch vor, dass Schwestern wieder ins weltliche Leben zurückkehren.
Bei einer Führung erfuhren wir interessante Dinge, z.B. dass das Kloster eine Bildungseinrichtung für alle Lebenssituationen, mit ca. 17.000 Übernachtungen pro Jahr ist. Es arbeiten 255 Mitarbeiter und 16 Auszubildende im Kloster. Schweine, Rinder, Hühner und Ländereien sowie Bäckerei und Metzgerei gehören ebenfalls zum Kloster. Jede Woche werden 16 Schweine und 3 Großtiere geschlachtet für die Verpflegung des Klosters und den Seminarteilnehmern.
Überrascht hat uns alle die Form der Klosterkirche, ein Betonbau von Le Corbusier, sie wird als Aufbruch der Kirche verstanden. Geplant hat sie Hermann Bauer, der über 30 Kirchen gebaut hat, diese war seine Letzte. Im Inneren jedoch berührt die Kirche sehr stark, die vielen schönen Details bringen auf verschiedene Weise Licht in den Kirchenraum. Interessant auch das Weihwasserbecken, das zwei Herzen mit Spalt darstellt.
Der Altar ist an der tiefsten Stelle des Raums, Jesus hängt am frei schwebenden Kreuz von der Decke.Eine Anordnung von 12 Kerzen verweist auf die 12 Apostel, aber nicht alle Kerzen stehen auf dem Boden, sie hängen in der Luft. Die stehenden Apostel übernehmen Verantwortung für Alle. Eine Statue des Gründers des Vinzentiner Ordens ist der heilige Vinzenz von Paul. Er steht ebenfalls in der Kirche. Der Geist von Paul lebt in vielen Kontinenten mit seiner barmherzigen Hilfe für Notleidende und Gründung zahlreicher Gemeinschaften mit dem Ziel und Zweck tätiger Nächstenliebe. Sein Werk ist heute mehr denn je von überraschender Aktualität.
Zum Kloster gehört noch der Wohnpark Maria Hilf, ein schlossähnliches wunderschönes großes Gebäude mit Wohnheim für Senioren, betreutem Wohnen und Pflegeheim, wo die Schwestern ihren Lebensabend verbringen können. Eine Parkanlage mit Esel, Ziegen und Hühner sowie Sinnesgarten und Spielplatz sowie ein Cafe ist ein begehrtes Ausflugsziel für die Bevölkerung. Schwester Hildegard ist mit 20 Jahren in den Orden eingetreten, war viele Jahrzehnte als Krankenschwester und Leiterin im Marienhospital in Stuttgart tätig, verbringt jetzt ihren Lebensabend dort und ist jetzt zuständig für Betreuungen aber auch Führungen in Maria Hilf.
Einen sehr interessanten Vortrag hielt Pfarrer Feigh, der lange Jahre im Kloster in Tansania und Äthiopien lebte. Die Sisalproduktion kommt dort langsam wieder in Gang, da durch Plastikproduktion der vergangenen Jahre die Sisalherstellung zum Erliegen kam, der Tee-Anbau ist sehr erfolgreich, Kaffeeanbau ist schwierig, weil der Handel die Preise kaputt macht. Das größte Problem ist die hohe Geburtenrate. Hier hat die katholische Kirche einen negativen Einfluss, da sie Empfängnisverhütung verbietet. Hoffnung macht anscheinend der neue Präsident, der versucht, die Korruption im Land zu bekämpfen – sofern er überlebt. Die Chinesen investieren in Afrika und geben riesige Kredite, die Afrika nie zurückzahlen kann. Als Gegenleistung beuten die Chinesen das Land aus. Ein sehr nachdenklich machender Zustandsbericht.
Eine beeindruckende und berührende private Geschichte erzählte uns Pfarrer Feigh. Ein Findelkind von ca. 3 Jahren, das 2006 auf der Müllhalde in einem verschnürten Plastiksack in Tansania lebend gefunden wurde, adoptierten er und seine Frau und die kleine Frieda von damals ist heute 16 Jahre alt und stolz, eine Deutsche zu sein.
Der letzte Tag unseres Ausflugs führte uns weiter nach Ulm, wo wir eine interessante und sehr informative Führung im Brotmuseum durch die Leiterin des Museums erhielten. Wir erfuhren Dinge aus der Vergangenheit über Müller, Bäcker und Bauern. Interessant waren auch die Informationen über das Mutterkorn, das vor allem beim Roggen - auch heute noch - vorkommt. In früheren Zeiten wussten die Bewohner nicht, dass dieses schwarze Korn an der Ähre hochgiftig ist und viele Menschen daran qualvoll starben.
Als letzten Punkt gab es noch eine lebendige Stadtführung durch Ulm mit Informationen über die Stadtgeschichte, das Ulmer Münster, auch über das Wahrzeichen der Stadt, den Ulmer Spatz sowie den Handel mit Schiffen auf der Donau.
Der schöne Abschluss fand im Cafe „Mohrenköpfle“ statt, und die Rückfahrt und somit das Ende des Ausflugs ging ohne Stau und mit einer sehr routinierten Busfahrerin zu Ende.
Ein Danke an Elke Staubauch und Bettina Grosch für die liebevolle Planung, Organisation und Durchführung dieses Ausflugs.
Regina Stähle
28.10.2019