Die Vorstandssitzung der Kreis-FU am 29.03.2021 musste leider wieder situationsbedingt online stattfinden. Da die Thematik Corona in den letzten Monaten alles überlagert hat, war es sehr interessant den Vortrag von Marc Biadacz MdB über das Thema Prostitution zu hören, ein ewiges Thema.
Unser Bundestagsabgeordneter zeigte uns auf, dass aktuell das „Nordische Modell“ in der Diskussion ist, also ein Verbot der Prostitution, bei dem die Freier bestraft werden.
Der IST-Stand in der Bundesrepublik zeigt, dass ca. 40.000 Personen gemeldet sind, die legal als Prostituierte arbeiten, die Dunkelziffer liegt jedoch bei ca. 400.000. Seit dem 16.03.2020 ist die Prostitution offiziell coronabedingt ausgesetzt.
Seit 2002 unter der Rot/Grünen-Regierung wurde Prostitution nicht mehr als sittenwidrig eingestuft, sondern als Dienstleistung und legaler Beruf bezeichnet. In den Jahren 2016 und 2017 ist der Schutz der Prostituierten unter der großen Koalition verschärft worden und eine Erlaubnispflicht für Bordelle mit Hygiene- und Schutzvorschriften eingeführt worden. Viel gebracht hat es für die Prostituierten jedoch leider nicht.
Im Kreis Böblingen sind ca. 400 Frauen legal angemeldet, wobei auch hier davon auszugehen ist, dass die Dunkelziffer wesentlich höher ist. Für Prostituierte, die aussteigen wollen, gibt es eine Anlaufstelle beim Landratsamt Böblingen.
Es entstand eine rege Diskussion um das Für und Wider dieses Themas.
Der Referent wies unter anderem darauf hin, dass es gesetzlich erlaubt ist, dass Schwangere der Prostitution nachgehen. Dies und das Alter ab 18 Jahren und nicht erst ab 21 Jahren wurden von Marc Biadacz als kritisch angesehen. Der Abgeordnete empfahl ein Buch seines Kollegen aus Thüringen, Frank Heinrich, zu dem Thema Prostitution, das das Milieu wohl sehr eindeutig beschreibt . Frank Heinrich bringt sich auch als Vorsitzender bei dem Verein „Gemeinsam gegen Menschenhandel e.V.“ ein, so ein weiterer Hinweis.
Eine nachdenkliche Information von Marc Biadacz war, dass sich immer häufiger Studentinnen einen „Gönner“ suchen, um sich ihr Studium zu finanzieren. Hierzu kam aus der Runde ein Tipp über einen Film mit dem Titel „Fucking Berlin“, der dieses Thema behandelt und auf einer Autobiografie beruht.
Die FU -Kreisvorsitzende, Elke Staubach, dankte Marc Biadacz ganz herzlich, dass er sich Zeit genommen hatte, uns die augenblickliche Situation zum Thema Prostitution vorzustellen.
Der FU-Kreisvorstand will sich der Thematik intensiver widmen und dazu die Mitglieder zu einer Talkrunde mit Rednern mit unterschiedlichen Sichtweisen zum „Nordischen Modell“ einladen.
Regina Stähle
30.03.2021