Herr Schulik-Feddersen von der KZ-Gedenkstätteninitiative begrüßte die Interessierten am Rande des alten Friedhofs in der Seestraße, wo den Gefallenen des Ersten und Zweiten Weltkriegs gedacht wird. Von dort aus führte der Weg zur ersten Gedenktafel, die zwar später errichtet wurde, jedoch eine starke Symbolkraft besitzt. Die Tafel „Weg der Erinnerung“ beschreibt das Außenlager des KZ Natzweiler-Struthof, das über ein Jahr in Leonberg bestand. Rund 3.000 Häftlinge mussten dort unter katastrophalen Bedingungen in einer alten Tunnelröhre für die Rüstungsindustrie arbeiten. Stahlfüße und Stacheldraht im oberen Bereich der Tafeln verdeutlichen die beklemmende Lage der Gefangenen. Angehörige, der in Leonberg Verstorbenen sind dankbar, dass eine Ruhestätte eingerichtet wurde und damit ein Ort der Trauer geschaffen ist.
Der Rundgang führt weiter über die Seestraße in Richtung Samariterstift. In dessen Nähe befand sich eines der Lager für die Insassen. Direkt daneben steht ein alter Bauernhof, dessen damalige Besitzer den Gefangenen heimlich kleine Mengen an Essen zukommen ließen – eine mutige Tat, die sie selbst in Gefahr brachte.
An der alten Tunnelröhre angekommen, bietet eine große Informationstafel einen Überblick über das gesamte Lagergelände, einschließlich der Arbeitsstätten und des Schlafbereichs der Zwangsarbeiter. Sie wurden aus verschiedenen Ländern hierher verschleppt, um die Rüstungsindustrie und damit Hitlers Krieg unfreiwillig zu unterstützen. Der Tunnel in Leonberg bot dabei aufgrund seiner Bauweise guten Schutz vor feindlichen Angriffen.
Als die Dämmerung einsetzte und die Gruppe den Ausführungen an den Tafeln und Ausstellungsstücken in der Tunnelröhre lauschte, machte sich ein bedrückendes Gefühl breit. Der ehrenamtliche Berichterstatter verstand es eindrucksvoll, die Gruppe in die Probleme, Nöte und die erdrückende Ausweglosigkeit der KZ-Häftlinge einzuführen. Die Repressalien, die die Menschen damals ertragen mussten, hinterließen bei den Teilnehmenden eine spürbare Beklemmung. Die Atmosphäre war von einer tiefen Betroffenheit geprägt.
So war es gut, als zum Ende der Führung eine Kerze herumgereicht wurde und die Teilnehmenden die Gelegenheit hatten, persönliche Gedanken zu den menschenverachtenden Geschehnissen zu äußern. „So etwas darf nie wieder passieren“, „Schulklassen müssen verstärkt für das Thema Zweiter Weltkrieg und die Hitler-Diktatur sensibilisiert werden, zumal es nur noch wenige Zeitzeugen gibt“, lauteten einige der geäußerten Kommentare. „Es ist wichtig, dass es Vereine wie die KZ-Gedenkstätteninitiative Leonberg gibt, die uns diese düstere Zeit immer wieder ins Gedächtnis rufen“, sagte die 1. Vorsitzende Jessica Kläber zum Abschluss.
Der „Weg der Erinnerung“ kann jederzeit begangen werden. Die Tunnelröhre ist zusätzlich von März bis Oktober jeden Sonntag zwischen 14 und 17 Uhr geöffnet. Weitere Informationen zum Verein und seiner Arbeit finden sich unter: https://www.kz-gedenkstaette-leonberg.de/start/